Kneipzeremonien

Die Formen der Kneipzeremonien greifen in ihren Wurzeln bis in die Anfänge der ersten Universitäten zurück. Ja, manche scheinen sogar germanische oder biblische Vorbilder zu haben. Im Laufe der Jahrhunderte änderten sie sich, verloren vielfach ihren ursprünglichen Sinn, und die oft phantastischen Derbheiten nahmen mildere Formen an. Die Kneipzeremonien scheinen uns jetzt als Formen, die romantischen Hang und studentische Urwüchsigkeit zum Ausdruck bringen sollen. Wir wollen sie nicht fallen lassen, sondern vielmehr froh sein, dass wir in unserem frohen Studentenleben noch etwas bewahrt haben, das herausfällt aus dem eintönigen, satten Bild den 20. Jahrhunderts.

  • Die Rezeption

    Um in die Verbindung aufgenommen zu werden, muss der Aufnahmewerber Obermittelschüler bzw. einer Anstalt mit Maturaberechtigung sein. Ferner muss er Katholik und Österreicher sein, sowie die übrigen GO- mäßigen Verpflichtungen durch seine Unterschrift im Aufnahmegesuch auf sich nehmen. Nachdem das Gesuch vom Konvent gebilligt ist, erfolgt auf der nächsten Kneipe die zeremonielle Aufnahme. Ausnahmsweise, wenn schon von vornherein eine gewisse Gewähr für die Aufnahmewürdigkeit besteht, kann die zeremonielle Aufnahme auch bereits vor der Genehmigung des Gesuches durch den Konvent erfolgen. Die Förmlichkeit dieses Zeremoniells stammt größten Teils aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, aus der damals üblich gewordenen „depositio Beanorum“. Beanus ist der älteste Ausdruck für Fuchs. Der Name Fuchs kommt von „Fax“, „Fex“, mit dem ursprünglichen Sinn „Narr“, d. h. einer, der zur Unterhaltung der anderen dient, mit dem man allerlei Scherze und Ulk treibt, was dieser sich als Zeichen seiner Untertänigkeit gefallen lassen muss. Couleurfuchs wird noch jetzt der Diener von studentischen Verbindungen genannt. So ein Fuchs hatte dadurch, neben seiner Duldsamkeit, auch Sinn für Witz und Humor zu beweisen, da zu der damaligen Zeit das Strebertum besonders verpönt war. Der Fuchsenritt weist noch deutlich auf die „depositio“ hin. Nach anderer Deutung dürfte der Name Fuchs in Jena entstanden sein, wo man einen pedantischen Professor namens Arnusus Lämmerschwanz, der einen Fuchspelz trug, als Schulfuchs bezeichnete: Der Fuchsturm bei Jena hat gleichfalls von den studentischen Füchsen seinen Namen erhalten.

    Der Ablauf auf der Kneipe ist nun folgender:

    Der Senior beauftragt den Fuchsmajor die Rezeption binnen einer bestimmten Zeit vorzubereiten (zu präparieren). Nach deren Ablauf kommandiert er:

    „Sillentium! Es steigt die Rezeption! Wir singen das Lied: In Wien grad angekommen! Intonas: N! Zur Ersten!“

    Während des Liedes tritt der Fuchsenstall zum Fuchsenritt an. Nur wenn dieser wegen Begrenzung des Raumes undurchführbar ist, soll man darauf verzichten. Leider haben sich einige Verbindungen dieses traditionsreichen und lustigen Aktes beraubt. An der Spitze reitet der FM, dahinter die zu rezipierenden, und dann die übrigen Füchse in wahlloser Reihenfolge. Ein Fuchs trägt die Bänder und Mützen der zu rezipierenden, ein zweiter das gefüllte Horn. Diese beiden Füchse reiten nicht, sondern marschieren neben dem FM. Mit dem Lied: „Was kommt dort von der Höh’“ beginnt der Ritt. Die ersten vier Strophen singt die Corona, die 5. und 14. Strophe singt der FM (6. – 13. Strophe werden ausgelassen). Die übrigen Strophen steigen dann im Wechselgesang zwischen dem FM und den zu Rezipierenden. Der Fuchsenritt selbst hat sich während der ersten vier Strophen abgewickelt, der FM nimmt mit seinen Füchsen beim Präsidium Aufstellung und singt mit ihnen die angeführten Strophen. Nach der 19. Strophe: „Jetzt wird mir wieder wohl!“ richtet der FM an das Präsidium nochmals die Anfrage: „Hohes Präsidium, kann die Rezeption steigen?“ Präsidium: „Sie steige!“

    Nun hält der FM die Rezeptionsrede, oder er erteilt das Wort hierzu (natürlich nach

    vorherigem Ersuchen) einem Burschen oder Alten Herrn.

    Danach spricht der FM die Rezeptionsformel:

     “Ego NN. vulgo N., pro tempore Heruliae vulpium major, te recipio (Name des Rezeptionskanditen) in nomine cerevisiae (dabei trinkt er aus dem Horn und lässt den Neofuchsen trinken), in civitatem amicitiae (hier schlingt der FM dem Neofuchs das Band um die Brust und setzt ihm die Mütze auf), et in locum fidelitatis (er drückt ihm die Hand und küsst ihn auf die Wange), ut sis vulpis in oboedientia, tabaccum cigarrosque semper tecum portans, bursariisque libenter offerens. Nomen tuum sit?“

    Neofuchs: sagt laut seinen gewählten Kneipnamen.

    Der FM wendet sich nun an die Corona, und fragt salutierend:

    „Hohe Corona, was war studiosus NN.? (Familienname)“

    Corona: “Fink“

    FM: “ Hohe Corona, was ist studiosus N.? (Kneipnamen)”

    Corona: “Neofuchs!” oder Krassfuchs !”

    Dann begibt sich der FM, während die Corona singt:“ So wird der Fink ein Fuchs!“ mit

    seinen Füchsen wieder an seinen Platz zurück.

    Zum Abschluss wird zu Ehren des Neofuchsen ein vom FM kommandierter Salamander gerieben.

    Die Aufnahmeformel heißt zu Deutsch: „ Ich, N., derzeit FM Herulias, nehme Dich im Zeichen des Bieres in den Bund der Freundschaft und den Ort der Treue auf, damit Du ein gehorsamer Fuchs seist, der stets Tabak und Zigarren bei sich trägt und diese den Burschen freigiebig anbietet. Dein Name sei?“

    Sind auf einer Kneipe viele (mehr als drei) Füchse aufzunehmen, so kann die Aufnahme auch kumulativ erfolgen, indem der F.M. die Formel nur einmal spricht. Unter Umständen kann die Rezeption auch dadurch gekürzt werden, dass nur die ersten fünf Strophen des Liedes: „Was kommt dort von der Höh’“ gesungen werden, wodurch der folgende Wechselgesang entfällt.

    Die Aufnahme von Konkneipanten erfolgt auf dieselbe Weise. Konkneipanten haben äußerlich dieselbe Stellung wie Füchse.

  • Der Salamander

    Der Salamander ist die höchste studentische Ehrenbezeugung, die einer Person oder Personengemeinschaft erwiesen werden kann. Zuweilen wird auch bei Festkommersen ein Salamander auf das österreichische Vaterland gerieben. Der Salamander scheint mit dem Glauben an die Feuerbeständigkeit  Zusammenzuhängen, Auch die Freundschaft soll durch den Salamander die Feuerprobe bestehen. Eine andere Auslegung soll die sein, dass die alten

    Germanen bei ihren Trankopfern die Krüge ergriffen und sie in einförmiger Weise dreimal auf geglättetem Fels rieben, sie dann der Sonne entgegen hoben und austranken und im gleichen Takte die Krüge zur Erde niedersetzten, so dass es wie ein einziger Schlag erklang.

    Wir selbst haben diese Förmlichkeit von den studentischen Orden übernommen, von denen unter anderem auch der Name Konvent, die Bezeichnung der Chargen mit x u.ä. übernommen wurden.

    Der Salamander geht folgendermaßen vor sich:

    Präsidium avisiert: “ Es steigt ein donnernder Festsalamander zu Ehren des ……(Neofuchsen)/von… (Bbr. „N“)! Sind die Stöffer präpariert?“

    Corona: “ Sunt!“

    Präsidium:“ Ad exercitium Salamandri in honorom Bbr NN omnes surgite!“

    Das Präsidium steigt auf den Sessel stellt den rechten Fuß auf den Tisch und zieht den Schläger hoch. Die Corona steht auf, jeder nimmt die Mütze in die linke Hand, das Glas in die Rechte.

    Präsidium: „Salamander incipit “ ( Alle reiben mit dem Glas kreisförmig auf dem Tisch und sprechen: „Salamander, Salamander“).

    Präsidium: (während die Corona reibt) “ 1! 21 3! los“

    Auf „Los“ hört das Reiben auf und jeder trinkt.

    Präsidium: avisiert während des Trinkens die Formel: “Auf und ergreifet!“

    Corona: (gleichmäßig im Chor) „Auf und ergreifet froh (das Schwert) – Österreichs Freiheit (ist es wert)!- Reicht Euch die Hände zum mutigen Kampfe- (gegen die Feinde) Stürmet, Stürmet!“

    Der letzte Teil wird rascher und lauter gesprochen. Bei Beginn der Wiederholung, die wieder leiser gesprochen wird, kommandiert das Präsidium: “1!“

    Corona: „Auf und ergreifet froh das Schwert!“

    Präsidium: „2!“

    Corona: “ Österreichs Freiheit ist es wert!“

    Präsidium: „3“

    Corona trommelt nun mit den Gläsern auf den Tisch, während das Präsidium nun etwas rascher kommandiert: “ 1! 2! 3!“ Bei 3! hebt alles das Glas hoch.

    Präsidium: „1! 2! 3!“ bei 3! stößt alles das Glas gleichzeitig auf den Tisch.

    Präsidium: „Salamander ex! Ein Heil dem Geehrten!“

    Es kann sich auch ein Bursch oder Alter Herr das Kommando zu einem Salamander erbitten, wie dies insbesondere auf Kartellkommersen üblich ist.

    Es entspricht dem Charakter dieser Zeremonie, dass Würde und Ernst vorherrscht und dass der Text mit klarer Aussprache und Betonung, weder in Form eines Gemurmels noch eines wüsten Getöses gesprochen wird. Sonst würde diese höchste studentische Ehrung zu einer Lächerlichkeit oder sogar zu einer Beleidigung für den zu Ehrenden erniedrigt.

    CV – Salamander

    Der CV- Salamander unterscheidet sich vom gewöhnlichen Salamander nur durch die Weglassung einiger Kommandos und des Spruches:“ Auf und ergreifet!“, den überdies viele WCV- Verbindungen auch gar nicht kennen. Er beginnt wie der gewöhnliche Salamander.

    Präsidium: „Es steigt nun ein donnernder Festsalamander zu Ehren . .. Sind die Stöffer präpariert ?“

    Corona: „Sunt!“

    Präsidium: „Ad exercitium salamandri!“

    Die Corona erhebt sich und reibt mit den Gläsern auf dem Tisch mit den Worten:

    “ Salamander, Salamander ……!“

    Präsidium: “ 1! 2! 3! Los!“

    Auf „Los! wird getrunken.

    Präsidiums „Ad exercitium salamandri! 1! 2! 3!“

    Die Corona trommelt, bei 3! wird das Glas gehoben.

    Präsidium: “ 1! 2! 3!“ wird das Glas gehoben.

    Präsidium: “ ‚1! 2! 3!“

    Bei 3! wird das Glas auf den Tisch gestoßen.

    Präsidium: „Salamander ex! Heil !“

    Corona: „Heil dem Geehrtem!“

  • Die Branderung

    Diese Kneipzeremonie ist ein Überbleibsel von der alten depositio beanorum, bei der mit den Neulingen allerhand Schabernack getrieben wurde, sehr zum Gaudium aller übrigen Burschenmitglieder. Das heute noch überall übliche Anschwärzen der Brandfüchse mit Ruß erinnert noch daran, dass den Neueingetretenen die Haare versengt wurden, das Leeren eines Glases daran, dass sie oft bitterschmeckende Flüssigkeiten austrinken mussten. Auch jetzt ist der Sinn des Ganzen Vorganges der, dass der Brandfuchs einerseits nachweist, dass er blindlings zu gehorchen vermag; dass er einen gewissen Grad von Duldsamkeit aufbringt und dass er andererseits zeigt, dass er Sinn für Humor und lustigen Studentenulk hat und kein Spaßverderber ist.

    Die Zulassung zur Branderprüfung erfolgt nach einer Mindestzugehörigkeit von vier Monaten durch den BC, sofern dieser den Kandidaten für würdig und befähigt hält. Nach abgelegter Prüfung erfolgt auf der nächsten Kneipe die zeremonielle Branderung, bei welcher der Krassfuchs ein volles Glas zu leeren hat und ein Sololied zum Besten geben muss. Die Branderung soll wegen ihres heiteren Charakters erst später, auf jeden Fall erst nach eventueller Burschung oder Rezeption stattfinden, die Branderung geht folgendermaßen vor sich:

    FM: „Silentium rekommandiert!“

    Präsidium: “ Silentium diktiert!“

    FM: „Hohes Präsidium, kann die Branderung steigen?“

    Präsidium: „Sie steige!“

    Daraufhin begibt sich der FM mit den zu brandernden Kandidaten zum Präsidium und hält dort eine mehr oder weniger ulkige Rede, bzw. delegiert ein Mitglied der Kneiptafel dazu.

    Nach der Rede wendet sich der FM an die Kandidaten:

    „Nun trinkt dein Glas und singt dein Lied !“ “ Mein Kommando wird lauten: “ 1! 2! 3! Los!“

    Nachdem der FM festgestellt hat, dass die Gläser der Kandidaten gleich voll sind, gibt er das Kommando zum Trinken. Der als erster fertig ist, singt zuerst sein Lied.

    Es sollen womöglich selbstverfasste, ulkige Lieder sein. Hierin ist dem einzelnen größte Freiheit gegeben. Nachdem jeder sein Lied gesungen hat, fragt der FM die Corona:

    “ Hohe Corona, was war Studiosus X?“ Corona: Krassfuchs!“ oder „Neofuchs!“ FM: “ Hohe Corona, was ist studiosus X?“ Corona: „Brandfuchs!“

    Inzwischen hat das Kontrapräsidium einige Burschen beauftragt die neuen Brandfüchse mit Ruß anzuschwärzen, der erst am Ende der Kneipe abgewaschen werden darf. Anschließend daran wird das Lied: “ Ich war Brandfuchs noch an Jahren!“ gesungen, Brandfüchse sind berechtigt im Inoffizium das Präsidium oder ein Kontrarium zu leiten.

  • Die Burschung

    Die Burschung ist jener feierliche Akt, bei dem ein Bundesbruder zum vollwertigen Mitglied der Verbindung erklärt wird, wogegen dieser seinen Burscheneid ablegt. Die Zulassung zur Burschung erfolgt durch den BC mit 2/3 Mehrheit wobei eine Fuchsenzeit von mindestens 6 Monaten Voraussetzung ist. Es ist der denkwürdigste Augenblick im Verbindungsleben jedes einzelnen Bundesbruders. Zum Unterschied von der Rezeption und der Branderung, deren ursprünglicher Sinn verblasst ist, und an welchen man nur aus studentisch historischen Gründen festhält, hat die Burschung in vollem Umfang einen ernsten, auch für das gesamte spätere Leben bedeutungsvollen Sinn beibehalten. Durch den Burscheneid schwört der Neobursch stets sein Leben nach katholischer Weltanschauung und im Sinne der Verbindungsprinzipien einzurichten. Von diesem Eid kann er sich nicht nach eigenem Willen loslösen, ein Verstoß dagegen hat die entehrende Entlassung zur Folge.

    Der feierliche Akt der Burschung geht folgendermaßen vor sich:

    Präsidium: „Es findet der feierliche Akt der Burschung statt! Es steigt: ‚Alles schweige, jeder neige!“

    Während der letzten ( 3.) Strophe begeben sich der FM und der Consenior mit dem Promovenden zum Präsidium und stellen sich dort auf. Der Consenior hält die Fahne, die bei jeder Burschung mitgenommen werden muss. Der Senior oder ein von diesem delegierter Bundesbruder hält eine dem feierlichen Akt angemessene Rede. Es hat strengstes Silentium zu herrschen. Nach Beendigung der Rede nimmt der Senior dem Promovenden folgendes Gelöbnis ab.

    „Gelobst Du stets treu zur Fahne Victoriae zu stehen, an ihren Prinzipien unverbrüchlich festzuhalten, ihre Statuten gewissenhaft zu beobachten, ihre Interessen nach Kräften zu fördern, Freud und Leid mit ihr zu teilen und allen Mitgliedern wahrhaft Freund und Bruder zu sein? So gelobe es auf die gekreuzten Klingen/unserer Fahne“

    Der Promovend legt nun seine Schwurfinger auf die Fahne oder auf die gekreuzten Klingen der Chargierten und spricht „Ich gelobe es!“ Während des Schwures nimmt der Fuchsmajor dem Promovenden das Fuchsenband ab. Der Senior schlingt ihm nun das Burschenband um die Brust, wobei er folgende Worte spricht:

    „So nimm denn hin dies schwarz-gold-rote Band und bedenke, dass dieses Band, das nun Deine Brust schmückt Dich für immer an unseren Bund kettet!“

    Hierauf proklamiert der Senior den Neoburschen feierlich zum Burschen. Während er ihm mit dem Schläger dreimal abwechselnd rechte und linke auf die Schulter schlägt, spricht er:

    „Ego N. N. (Familienname), pro Tempore Victoriae Senior, ex auctoritate et dignitate conventus, te,N.N. (Familienname) bursarium nomino, (1.Schlag), nominatum declaro (2.Schlag), declaratum proclamo (3.Schlag).“

    Diese Burschungsformel heißt zu Deutsch: „Ich N. N., derzeit Senior Victoriae, ernenne Dich N.N., auf Grund der Machtvollkommenheit und Würde des Konvents zum Burschen, erkläre Dich als solchen und stelle Dich damit vor!“

    Nachdem die Chargierten und der Neobursch wieder ihre Plätze eingenommen haben, steigt zu Ehren des Neoburschen ein Salamander. Dieser wird vom Präsidium diktiert. Anschließend steigt Victorias Bundeslied. Die Burschung schließt mit dem Cantus: „Burschen heraus!“ Der Burschenschlag darf zur gleichen Zeit nur an einem Kandidaten vorgenommen werden! Der Neobursch trägt während des ganzen Abende das Band über dem Rock!

  • Die Ehrenbandverleihung

    Die Ehrenbandverleihung ist die Ernennung einer nicht der Verbindung angehörenden Person zum Ehrenmitglied, Ehrenphilister oder Bandphilister der Verbindung, wobei in feierlicher Form, meist auf einer Festkneipe oder auf einem Kommers das Band übergeben wird. Im Großen und Ganzen verläuft die Zeremonie analog der Burschung. Es entfällt nur die Proklamation. Bei Persönlichkeiten, die noch nicht Mitglied einer Verbindung sind, lautet die Formel bei Überreichung des Bandes:

    „So nimm denn hin das schwarz-gold-rote Band Victoriae und bedenke, dass dieses Band, das nun deine Brust schmückt, dich für immer an unseren Bund kettet!“

    Dabei entfällt die Gelöbnisformel sowie die Proklamation.

  • Die Trauerkneipe

    Die Trauerkneipe ist der letzte Abschied, die Trauerfeierlichkeit für einen verstorbenen Bundesbruder, zu der alle Verbindungsmitglieder, womöglich auch die Verwandten und näheren Freunde des Verstorbenen einzuladen sind. Sie findet in einem Lokal statt, das dem Charakter der Feier entsprechend in feierlichem Halbdunkel gehalten ist. Die Bundesbrüder erscheinen dunkel gekleidet, mit schwarz umflortem Band und Mütze. Wichsen und Schläger der Chargierten sind ebenfalls umflort. Biertonne ist ausgeschlossen. Es ist ruhiges und ernstes Verhalten geboten. Zutrinken und die übrigen Commentförmlichkeiten sind ausgeschlossen. Vor dem Präsidium steht eine brennende Kerze der Sessel rechts neben ihm ist frei, um symbolisch anzudeuten, dass hier der Tote sitzen würde, vor dem leeren Sessel steht ein volles Glas. Die Trauerkneipe, bzw. Kommers beginnt ohne Einzugsmarsch, die Begrüßung durch das Präsidium fällt weg. Es haben alle Beifallsbezeugungen zu unterbleiben. Es sollen ferner die Zeitspannen zwischen den einzelnen Programmpunkten nicht mehr als fünf Bierminuten betragen, sodass die Kneipe nicht länger als eine 3/4 Stunde dauert.

    Auf das Kommando: „Omnes ad loca“ erfolgt der stille Einzug der Chargierten.

    Präsidium: „Silentium! Trauerkneipe ( Commercium funebris) incipit, Es steigt das Lied: ‚Brüder lagert Euch im Kreise!“‚

    Nach Absingen des Liedes kommandiert das Präsidium: „Colloquium“

    Präsidium: „Silentium! es steigt die Trauerrede!“

    Während derselben ist peinlichstes Silentium zu wahren, jede Beifallskundgebung hat zu unterbleiben, Auf die Rede folgt der Trauersalamander.

    Präsidium:“ Es steigt zu Ehren unseres verstorbenen Bundesbruders NN, ein

    Trauersalamander, Ad exercitium salamandri funebris!“

    Das Präsidium kommandiert den Trauersalamander stehend mit gesenktem Schläger. Die Corona reibt den Salamander sitzend die Mütze ist beiseitegelegt, „Corona: „Salamander, Salamander……..“ Präsidium: “ 1! 2! 3! Los“ Bei Los! trinkt die Corona, Präsidium: “ 1! 2! 3!“ Bei 3! wird mit den Gläsern auf dem Tisch getrommelt,

    Präsidium: “ 1! 2! 3!“ Bei 3! wird das Glas gehoben, Präsidium: “ 1! 2! 3!“ Bei 3! wird das Glas auf den Tisch gestoßen.

    Präsidium: „Salamander funebris ex!“ „Es folgt zum Gedenken unseres lieben verstorbenen Bundesbruders N. ein allgemeines Silentium triste!“

    Dieses dauert ca. 10 Bierminuten. Sämtliche Lichter werden abgedreht nur die Kerze am Tisch des Präsidiums brennt. Unterdessen nimmt das Präsidium das gefüllte Horn, bringt dem Verstorbenen eine dreifache Libation, trinkt und lässt es nach rechts kreisen, wobei jeder Bundesbruder einen kleinen Schluck aus demselben trinkt und das Wort „Fiducit“ dabei spricht. Bei Trauerkommersen entfällt das Kreisen des Hornes.

    Präsidium:“ Silentium triste ex! Es folgt die letzte Strophe des Liedes: ‚Vom hoh’n Olymp herab‘ – ‚Ist einer unsrer Brüder dann geschieden‘!“

    Nach Ende des Liedes kurzes Colloquium.

    Als letzter Cantus – andere Lieder werden nicht gesungen – steigt das Lied: ‚Es hatten drei Gesellen“ (sämtliche Strophen), wobei das Präsidium mit dem neben dem leeren Sessel sitzenden Leibburschen oder sonst nächsten Bierverwandten das volle Glas des Verstorbenen in der Weise leert, dass es zuletzt zum Präsidium zurückkommt.

    Nach Absingen der letzten Strophe spricht das Präsidium feierlich folgende Worte: „So wie Dein Körper gebrochen ist, zerbreche ich dieses Glas! So wie Dein Geist verloschen ist, verlösche ich dieses Licht! Hör’ es toter Bruder!“

    Während dieser Worte schleudert das Präsidium das Glas auf den Boden, dass es zerbricht und verlöscht darauf die Kerze.

    Präsidium: „Trauerkneipe ex!“ Der Auszug der Chargierten erfolgt still. Jeder hat sein Glas zu leeren und wegzugehen, es darf keinerlei Exkneipe an diesem Abend steigen

  • Der Landesvater

    Der Landesvater ist eine mit besonderer Feierlichkeit verbundene studentische Förmlichkeit zur Bekräftigung der Treue zum Vaterlande und zur Erneuerung des Burscheneides. Seine Formen sind althergebracht, der Landesvater wurde, wie sein Name sagt zu Ehren des Landesvaters (Josef II.) gestochen. Diese Förmlichkeit kennt man nicht mehr in allen Verbindungen. Herulia sticht den Landesvater jedes Jahr (~Mai, SS), auf einer eigenen Landesvaterkneipe, bei der eine den Charakter des Landesvaters entsprechende Ansprache gehalten wird.

    Es müssen entsprechend der Zahl der Anwesenden, (es stechen nur geburschte Mitglieder), ein oder zwei Arme der Kneiptafel aufgestellt werden, für jeden Arm je zwei Wichschargierte fungieren, also zwei oder vier Chargierte, da der Kürze halber je zwei oder drei Paare zugleich den Landesvater stechen. Auf den einzelnen Kneipflügeln müssen sich immer je ein Paar Bundesbrüder gegenübersitzen, die dann den Landesvater gemeinsam stechen.

    Der Landesvater beginnt folgendermaßen:

    Präsidium: „Es steigt der feierliche Akt des Landesvaters! Es steige der Cantus:“Alles

    schweige!“

    Es werden alle Strophen dieses Lieds gesungen, nach der fünften Strophe begeben sich sämtliche Chargierten zum Präsidium, wobei sich je zwei gegenüberstellen. Sie singen mit erhobenen und gekreuzten Schlägern die folgende 6.Strophe:

    (Dabei legen sie die Schwerfinger auf die Klinge, dort wo sie sich mit der anderen kreuzt)

    „Seht ihn blinken, in der Linken, diesen Schläger, nie entweiht.“

    Dabei schlagen sie mit den hochgekreuzten Klingen im Takt des Gesanges aneinander.

    „Ich durchbohr den Hut und schwöre: Halten will ich stets auf Ehre, stets ein braver Bursch zu sein.“

    Dabei durchbohren die Chargierten ihre bereitgelegten Mützen mit dem Schläger und schieben sie hinunter bis auf den Schlägerkorb, worauf die Corona wiederholt:

    “ Sie durchbohren den Hut und schwören: Halten woll’n sie stets auf Ehre stets ein braver Bursch zu sein!“

    Nun gehen die Chargierten je zwei nach rechts, bzw. nach links zu dem nächsten sich gegenübersitzenden Paar (in der linken Hand halten sie den Schläger, in der rechten Hand ein volles Glas Bier), steigen hinter den stehenden Bundesbrüdern auf deren Sessel und singen:

    „Nimm den Becher, wackrer Zecher auf des Vaterländ’schen Trankes voll! Nimm den Schläger in die Linke Bohr‘ ihn durch den Hut und trinke, Auf des Vaterlandes –Wohl!“

    Die Betreffenden trinken. Währenddessen überreichen sie die Schläger den Betreffenden, diese durchbohren die Mützen und reihen sie auf den Schlägern auf und singen:

    „Seht ihn blinken, in der Linken, diesen Schläger nie entweiht!“

    Dabei schlagen sie mit den hochgekreuzten Klingen im Takte des Gesanges aneinander. Dann legen sie die Schwurfinger auf die Kreuzungsstelle der Klingen und singen:

    „Ich durchbohr den Hut und schwöre: Halten will ich stets auf Ehre, stets ein braver Bursch zu sein.“

    Corona wiederholt: „Sie durchbohren den Hut ……“

    Dabei nehmen die Chargierten die Schläger wieder zurück und treten hinter das nächste Paar und so wiederholt sich der Vorgang wie beim ersten Paar in der gleichen Weise, bis jeder Bundesbruder seine Mütze durchbohrt hat. Sind alle Mützen auf den Schlägern aufgereiht, binden die Chargierten die Schläger und begeben sich wieder an den Tisch des Präsidiums, im Anschluss steigt die Festrede. Nach der Rede singen die Chargierten:

     „Komm Du blanker Weihedegen freie Männer freie Wehr, bringt ihn festlich mir entgegen, von durchbohrten Mützen schwer. Lasst uns festlich ihn entlasten, jeder Scheitel sei bedeckt, und dann lasst ihn unbefleckt, bis zur nächsten Feier rasten.“

    (Schläger werden von den Kneipenden Richtung Präsidium weitergereicht und die Bänder entfernt) Hierauf gehen die Chargierten wieder von einen Paar zum anderen, diesmal in umgekehrter Richtung und singen:

    “ So nimm denn hin dein Haupt will ich bedecken, (Sie setzen den Eigentümern paarweise die Mützen auf) und drauf den Schläger strecken, (Sie legen die Schläger auf die nun bedeckten Häupter) Es leb‘ auch du mein Bruder hoch! Ein Hundsfott der ihn schimpfen sollt“! Corona fällt ein:“ Solange wir ihn kennen, woll’n wir ihn Bruder nennen, es leb auch dieser Bruder hoch! Ein Hundsfott, der ihn schimpfen sollt!“

    Die Chargierten nehmen auf dieselbe Weise ihre Mützen zurück und legen sich gegenseitig die Schläger auf die bedeckten Häupter. Der Landesvater schließt mit folgender, allgemein gesungener Strophe: „Ruhe von der Burschenfeier, blanker Weihedegen nun! Jeder trachte wackrer Freier um das Vaterland zu sein! Jedem Heil, der sich bemühte ganz der Väter wert zu sein! Keiner fasse je das Schwert, der nicht edel ist und bieder! Während dieser Strophe befinden sich die Chargierten wieder auf ihren Plätzen.

  • Die Promotion zum Doctor Cerevisiae

    Die Ernennung zum Dr.cer. ist die höchste studentische Ehrung, die einem um die Verbindung besonders verdienten Mitglied erwiesen werden kann. Die feierliche Promotion erfolgt auf einer Festkneipe, zu der alle in Wien weilenden Inaktiven und alte Herren einzuladen sind.

    Die Kneipe nimmt ihren regelrechten Verlauf. Nach der Festrede ergreift das Präsidium das Wort:

    „Silentium! Des Doktors Stunde ist gekommen, tretet an!“

    Sämtliche Chargierten übergeben, sofern sie ein Kontrarium innehaben, ihre Plätze an Burschen und begeben sich ohne Schläger zum Präsidium. Dort bilden sie, zusammen mit dem Präsidium einen Kreis um den Doktorandus, während der Senior (oder auch alle Chargierten zugleich) nach der Melodie „Seht ihr drei Rosse“, singt:

    “ Der Bierstaat, nur der Bierstaat sei es, der Würden unsren Edlen leiht, er ist ein Reich, ein feucht- froh- freies, dem jeder gern sein Herze weiht! Lasst festlich heut den Humpen kreisen! Heil ihm, der unser Stolz stets war! Und lasst uns Ehren ihm, erweisen, die nur der Bierstaat bietet dar! Der unsern Bund stets tut regieren, Gambrinus, rex Victoriae, soll ihn zum Doktor promovieren, zum Doctor Cerevisiae!“

    Nach Beendigung des Liedes verliest der Senior das Doctordiplom:

    “ Silentium ! –

    Ego N., Senior ex auctoritate et dignitate conventus burschicorum societatis Victoriae nuncupatae patefacimus his litteris ae sancimus dominum fidissimum N.N. ad laudem virtutis suae summe honore pioque titulo Doctoris cerevisiae honoris causa hodie lauro ornatum esse. Hoc igitur testimonium generationibus futuris damus et impertimus manuque scribimus necnon sigillo nostro confirmamus!“

    Vindobonae, die ……. N.N. Senior N.N. Consenior

    Der Chor fällt ein: „Bravo, bravo, bravissimo ! Steig auf, steig auf, Dignissimus !“

    Dignissimus steigt auf einen bereitstehenden Stuhl und reicht dem Senior sein Cerevis.

    Dieser spricht: „Ad honorem Dignissimi in salutem omnium – Silentium!“

    Der Senior fasst sodann Dignissimus an der Rechten und fragt:

    „Dignissime! A cerevisiae honoratus cerevisiam invicem honorare spondes ?“

    Dignissimus: „Spondeo !“

    Senior: „Spondes, ubicumque es, propagare eius civitatem cum colens spiritum cerevisialem tum acquirens quam plurimos vulpes ?“

    Dignissimus:.“Spondeo !“

    Senior: „Nobis autem et qui nos praecesserunt et qui sequentur in Victoriae regnum, fidem servabis et veram amicitiam et fraternitatem ?“

    Dignissimus: „Servabo in aeternum !“

    Sodann reicht Dignissimus den Umstehenden (Chargierten) die Hand mit den Worten: „Schmollis, Herr Bruder !“

    Während die Corona singt: „Steig auf, steig auf, Dignissimus !“ erhebt sich Dignissimus auf das Bierfass auf dem Tische. Dann steckt der Senior dem Dignissimus cerevisiae einen Lorbeerzweig an und singt: “ (Melodie: „Vom hoh’n Olymp herab“)

    So sei der Hut mit Lorbeer Dir umwunden Den Deine Herrlichkeit Dir trägt ! Wofür Du einmal wahr und warm empfunden, tief sei’s dem Herzen eingeprägt !“

    Ein anderer Chargierter singt die Fortsetzung:

    „Dein Liebchen lebe ! es zeigt sich der Mann der treue Liebe bewahren kann !“

    Senior: „So sei der Hut mit Lorbeer Dir umwunden ….

    Ein Chargierter: Hoch halt den Sang ! Der rechten Lust Behagt es nicht recht im Dunkel der Brust !

    Senior: „So sei der Hut mit Lorbeer ..

    Chargierter: „Und treu dem Wein ! In seinem Gold Erscheinen alle die Musen uns hold ! Senior „So sei der Hut mit Lorbeer ….

    Chargierter:“ Ein echter Bursch, ein ganzer Mann Dich ficht kein Knecht und kein Schlechter an !“

    Sämtliche 4 Strophen werden von der Corona vor dem nächsten Kehrreim „So sei der Hut …“ wiederholt.

    Während der ersten drei Strophen durchsticht der Senior das Cerevis Dignissimi in |¯ Form (Jedoch wird in letzter Zeit der „Dr. cer.- Winkel“ schon vom Kappenhersteller auf das Cerevis gestickt, wodurch das Durchstechen entfällt und der Zirkel mit dem Schläger nachgezogen wird). Nach der letzten Strophe setzt der Senior dem Doctor das bereits Lorbeergeschmückte Cerevis auf, während die Corona singt: Melodie: ‚Heil Dir im Siegerkranz !‘ bzw. ‚God save the king‘

    „Heil Dir im Doctorhut, ach steht der Hut ihm gut, seht her so gut ! Pereat, pereat ! Der nicht in Ehren hat, der nicht in Ehren hat, Dignissimum !“

    Nun kann noch als Schlusschor das Lied: “ Lasset die feurigen Bomben erschallen!“ gesungen werden. Damit ist die Zeremonie zu Ende.

    Darauf folgt ein Festsalamander, kommandiert vom Senior und zum Abschluss steigt Victorias Bundeslied.