Die österreichischen Landsmannschaften nach 1918

Das alte Österreich hatte den ersten Weltkrieg verloren und zerfiel in der Folge in seine Bestandteile. Georges Clemenceau höhnte Österreich als den „Rest der übrig bleibt“ (ce qui reste c`est l`Autriche), und die politischen Führer nannten es „Deutsch-Österreich“. Sie sahen die Zukunft als eine Provinz der Deutschen Republik. Eine Selbstständigkeit des letzten Rest vom Vielvölkerstaat schien für Viele unrealistisch. Doch der Friedensvertrag von St. Germain hinderte die Herren daran und machte sie so zu Staatsgründern wider Willen. Die an der Macht befindlichen Parteien, links oder rechts, wollten trotz aller Gegensätze jedoch weiterhin den „Anschluss“ und glaubten nicht an die Lebensfähigkeit Österreichs.

An den Österreichischen Universitäten und Hochschulen war die Deutschtümelei weitest verbreitet, selbst in liberalen- und katholischen Kreisen. Österreichischer Patriotismus galt als anachronistisch und eines Intellektuellen nicht würdig. Unter den wenigen Ausnahmen hatten die Anhänger des Kaisers keine Identitätsprobleme. Denn der Nationalismus hatte den Untergang dieses herrlichen Reiches bewirkt und der Nationalismus würde auch diesen spärlichen „Rest“ zugrunde richten. Kaiser Karl hatte dies prophetisch vorausgesehen. Seine Anhänger erkannten es klar und versuchten gegen den Strom zu schwimmen. Am l. April 1922 starb Kaiser Karl. .

Um sich dem fatalen Wahnsinn des tschechischen-, ungarischen-, südslavischen-, italienischen-, und besonders des Deutschen Nationalismus entgegen zu setzen, gründete man (wieder) die natio-austriaca, die österreichische Landsmannschaft. An den Universitäten zu Padua, Bologna, Prag, Krakau gab es die natio-austriaca, die aus Angehörigen der Donaumonarchie bzw. der habsburgischen Erblande bestand.

Es waren einige Mittelschüler und einige Maturanten, die trotz aller Anfeindungen im Oktober 1922 in Wien die Maximiliana, und Andere, die 1923 die Katholisch österreichische Verbindung Habsburg-Lothringen, beide noch Pennäler Verbindungen, gründeten. Die beiden Verbindungen bekannten sich eindeutig zur österreichischen Idee und zum Haus Österreich und wollten die österreichische Monarchie. Es klingt zwar paradox, aber dies ist kein Gegensatz zur Republik Österreich. Schon damals – und dies gilt auch heute – erkannte man die res publica austriaca als eine unverzichtbare Notwendigkeit. Und weil man Österreich liebte, wollte man zu seinem Schutz einen Monarchen – und zwar aus dem Hause Österreich. Dies schien damals die beste Garantie für die Unabhängigkeit, waren doch sie die Einzigen welche nach  wie vor an einem selbstständigem Österreich festhielten.

Die Korporationen wuchsen heran und man dachte an eine weitere Gründung. 1925 wurde sodann die Mittelschullandsmannschaft Tegetthoff gegründet. Daraus ergab sich der Gedanke einen Bund von Landsmannschaften zu gründen. Der Autor des Programms der Landsmannschaften, Josef Plöchl, (der Vater Prof. Willibald Plöchls), verstarb 1925. Die Habsburg-Lothringen wurde Hochschulverbindung und die Tegetthoff blieb Mittelschulkorporation. 1927 erfolgte die Fusion Habsburg-Lothringens mit Maximiliana. Die fusionierte Verbindung hieß fortan Katholisch österreichische Landsmannschaft Maximiliana.

Die Prinzipien der Landsmannschaft waren neben Religion, Wissenschaft und Bundesbrüderlichkeit noch zusätzlich der Patriotismus, damals so bezeichnet, meinte es die Vaterlandsliebe, das Bekenntnis zum Erzhaus und zur Donaumonarchie. Daher hatten auch katholische Studenten, gleichgültig welcher Nationalitätsangehörigkeit, Zutritt zu den Korporationen. Von 1927 bis zum 1933 gedieh Maximiliana so gut, dass noch im Sommer 1933 Starhemberg gegründet werden konnte.

Der Akademische Bund Katholisch Österreichischer Landsmannschaften wurde sodann am 12. September 1933 in Wien von den beiden Korporationen Maximiliana und Starhemberg gegründet. Das Datum war symbolträchtig und wurde mit Absicht gewählt. Der 12. September war der 250. Jahrestag der Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung. Es war der Haupttag des damaligen Katholikentages und es war zugleich die Erinnerung an die Zusammengehörigkeit des Donauraumes. Auch die Namen der beiden Gründungskorporationen waren symbolträchtig. Maximiliana, nach dem letzten Ritter genannt, sollte die ganze ritterliche Tradition zum Ausdruck bringen, die auch in einer studentischen Korporation vorhanden sein soll. Die Starhemberg wurde nach dem Verteidiger Wiens, dem Grafen Rüdiger Starhemberg genannt.

Das Programm Josef Plöchls’ wurde nun herangezogen. Willibald Plöchl wurde zum ersten Bundessenior gewählt und Karl Plaschko, der Gründer Maximilianas zum Bundesconsenoir. Die erste große Blüte der Landsmannschaften erfolgte: 1934 gründete Maximiliana die Austria-Salzburg. 1936 gründete Maximiliana Carolina-Wien. 1937 gründete Maximiliana die Ferdinandea Graz.

1938 brachte der „Anschluss“ die Auflösung aller Landsmannschaften. Sämtliche Mitglieder waren außerordentlich gefährdet, da die Korporationen für ihre patriotische Gesinnung bekannt waren. Der Einmarsch der Deutschen Truppen in Österreich wurde Unternehmen Otto genannt, nach dem obersten Bandinhaber, dem Kronprinzen Erzherzog Otto. Der Philistersenior Maximilianae, Karl Frh. V. Zessner-Spitzenberg wurde mit dem ersten Transport nach dem KZ Dachau verbracht und dort bestialisch ermordet. Erich Thanner war mehrere Jahre im GESTAPO-Gefängnis.

Bundeskanzler Schuschnigg war sieben Jahre im KZ. Viele Landsmannschafter wurden verhaftet, verhört und eingesperrt. Andere mussten aus politischen Gründen ins Exil. Da die Landsmannschaften nie einen Arierparagraphen kannten, waren die jüdischen oder „halbjüdischen“ Bundesbrüder zusätzlich gefährdet. Teilweise konnten sie ins Exil entkommen, andere lebten als „U-Boot“ in der Heimat. Landsmannschafter waren von Anfang an bei Widerstandsgruppen. Willibald Plöchl war führend beteiligt beim Versuch der Errichtung einer Exilregierung in Washington.

Für die in Wien ansässigen Landsmannschafter war das Sommerhaus Karl Plaschkos im Rodenthal Treffpunkt und Nachrichtenaustauschort. Brunhilde Plaschko pflegte den Kontakt zu Landsmannschaftern, selbst mit denen, die in Russland eingezogen waren.

1945 entstanden die Landsmannschaften wieder. Bald kam die zweite Blüte der Korporationen. 1947 gründete Carolina-Wien die Josefina-Wien. 1947 gründete Maximiliana die Leopoldina-Wien und die Theresiana Innsbruck. 1952 gründete Ferdinandea-Graz die Saxo-Meiningia-Linz.

Am 7.9.1982 erfolgte die autochthone Gründung Ostaricias zu Innsbruck. Am 24.11.1984 wird die KÖL Ostaricia nach einer zweijährigen Probezeit in den Bund Katholisch- österreichischer Landsmannschaften als ordentliches Mitglied aufgenommen. Am 30.1.1998 erfolgte die Gründung der jüngsten Corporation im Akademischen Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften – die KÖL Wallenstein. (URL: www.koel.at)